Ein philatelistisches Wunder in Groß Peterwitz im Kreis Ratibor/O.-S. 
oder einfach hat der Postbeamte geträumt? 

Es ist beim Beschreiben meiner Belege passiert. Eine schöne Ansichtskarte von Groß
Peterwitz, in s/w und mit vier Ansichten. Als Fernkarte nach Wien befördert und mit
einer Hindenburg-Briefmarke mit 6 Pf. (Michel-Nr.: 516) frankiert; somit portogerecht.
Die Ansichtskarte wurde vom Hermann Herzog aus Ziegenhals, Ring 32 hergestellt –
ist auch deutlich zu lesen auf dem Revers.

postkarte1
Ansichtskarte von Groß Peterwitz mit vier Ansichten: Tankstelle, Bahnhof, Kirche und Jugendheim.

Ich wusste, dass in Groß Peterwitz Osterreiten gibt (Ostern-Prozession zu Pferde),
und früher auch der Ort war, woher die besten Schneider weit und breit kamen,
aber dass da die Uhren anders laufen wusste ich nicht. Und schon gar nicht, dass
der Monat Februar in Groß Peterwitz 33 Tage lang ist…33.2.1942 … wieso nicht?
Es singt doch die bekannte Schlagersängerin Katja Ebstein: „Wunder gibt es immer
wieder…“ In der Philatelie wohl auch ab und zu.

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Revers der oben gezeigten Ansichtskarte von Groß Peterwitz.

Der Stempel ist klar, die Marke wunderbar getroffen und der Abdruck sicher platziert. Nach meiner Einschätzung kann man auch nicht von irgendwelcher Manipulation sprechen, denn sowohl Marke wie auch Stempel sind absolut echt. Der 4.2.1942 war ein Mittwoch, also man kann nicht von einem Montag-Fenomen sprechen. Man kann wohl nur vermuten, dass der Postbeamte entweder „sich verdreht hat“, dh. er hat den Radzähler des Stempels betätigt, das die „Zehner“ anzeigen soll – also ab dem 10., 20, und natürlich in manchen Monaten den 30. bzw. 31. Tag.

30.03.2009 31.03.2009
Im Monat Februar kommt die „3“ normalerweise nie in Einsatz am Zehner-Platzhalter, sondern nur am 3., 13. und 23. Tag des Monats, also nur an der Stelle, die die Tage bis 10 anzeigt. 3.03.2009
13.03.2009
23.03.2009
Wunder-in-GroPeterwitz


Bei meinen Ausführungen gehe ich davon aus, dass die Poststellen allesamt mit Stempeln bestückt waren, die per Hand zu verstellen waren. Sachkundige in diesem Thema können bestimmt eine Erklärung abgeben.
Glücklicherweise auf der Revers-Seite der Ansichtskarte hat der Versender auch handschriftlich das Datum eingetragen. Hier kann ich auch keinerlei Manipulation feststellen und somit sind für mich die letzten Zweifeln beseitigt – die Angaben sind echt. Der Stempel jedoch steht für mich als eine Rarität unter seinen. Ob ähnliche „Fälle“ bekannt sind, weiß ich nicht. Hier haben wir auch mit viel Glück zu tun, denn nicht selten die Stempeln eher undeutlich abgedrückt sind und zudem noch der Absender schreibt kein Datum, an dem man sich „zur Not“ orientieren kann. Als Vergleich möchte ich noch eine andere Karte zeigen, die von demselben Absender verschickt wurde, und zwar an die selbe Adresse:

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Ansichtskarte von Groß Peterwitz mit dem Blick auf das Postamt (links), dem
Revers der AK und einer Vergrößerung des Stempels.


Josef Drobny, Leverkusen