Typhusepidemie

In der Zeitschrift „Głos Pietrowic“, Nr. 24, Januar/März 1994, schreibt Benedykt Motyka im Artikel „Dzieje Pietrowic“:

„Nach dem Krieg, im Jahr 1945, brach in Pietrowice eine Epidemie des Bauchtyphus (Typhus) aus. Im September war das Krankenhaus in Ratibor nicht in der Lage, eine größere Zahl Kranker aufzunehmen. Ihre Zahl wuchs von Stunde zu Stunde. In dieser Situation zeigten die Dorfbewohner echtes bürgerschaftliches Verantwortungsbewusstsein, Tatkraft und eine hervorragende Organisation. In drei Gebäuden an der Raciborska-Straße wurde ein Krankenhaus eingerichtet, in dem 100 Kranke untergebracht wurden. Im Kampf gegen die Epidemie zeichneten sich besonders der Arzt Roman Selański sowie die Krankenschwestern Hildegarda Herud (später Werner) und Berta Plura aus Samborowitz (später Szramowska) aus. Die Epidemie wurde unter Kontrolle gebracht und innerhalb von drei Monaten lokalisiert.“

Im Haus von Wilhelm Burda (1906–1981) in der Raciborska-Straße sowie im benachbarten Haus der Familie Bernatzki befand sich nach Ausbruch der Epidemie ein Typhus-Nachkriegslazarett. Dort arbeiteten zwei Krankenschwestern: Berta Szramowska und Hildegarda Werner, geborene Herud. Die Kranken lagen in Betten im Haus Burda, während Dr. Roman Selański im Nachbarhaus bei Bernatzki behandelte. Dort hatten auch die Krankenschwestern ihr Zimmer. Selański lebte mit seiner Familie im Haus von Dr. Franz Breitkopf (1864–1945), dem ersten Haus in der Janowska-Straße. Breitkopf starb am 2. Juli 1945 an Altersschwäche.

Als Schutzmaßnahme gegen Typhus wurden die Kinder in Peterwitz am ganzen Körper mit einer gelben Salbe eingerieben, die nach Schwefel roch, außerdem erhielten sie Lebertran zum Trinken. Die Herren Suchanek und Sojka, Einwohner von Peterwitz, gingen jeden Morgen zu Fuß nach Krzanowice, wo eine private Apotheke „auf Bestellung“ Ersatzmedikamente gegen Typhus herstellte, die sie anschließend ins Dorf brachten.

Die an Typhus Verstorbenen wurden am Anfang des Friedhofs auf der linken Seite in zwei Reihen beerdigt. Das Sterbebuch der Pfarrei Pietrowice ist weniger optimistisch – dort sind für das Jahr 1945 insgesamt 25 Typhustote verzeichnet:

Viele Einwohner von Peterwitz starben während des Trecks (der kriegsbedingten Flucht) an Typhus. Die Geschwister Paul und Julia Posmik (Seweryn) sowie Ema Feist starben in einem Flüchtlingslager in Wien.

Bruno Stojer