Schulverhältnisse in Gross-Peterwitz O/S bis 1937


Die katholische Schule ist in früheren Zeiten von der Kirche ausgegangen und besaß damals ein zweistöckiges Schulhaus mit 3 Lehr- und drei Wohnzimmern, einer Stallung, einer kleinen Scheune und einem kleinen Gärtchen. Dieses Schulgebäude steht noch und enthält 2 Lehrzimmer und mehrere Wohnräume. Das 3. Lehrzimmer ist zu Erweiterung der unzureichenden Wohnung des Schulleiters und Organisten - die erste Lehrstelle war in den früheren Jahren organisch mit dem Organistenamt verbunden - zu Wohnräumen umgebaut worden..
Die Schulverhältnisse in meiner Heimat kann man kaum mehr als 200 Jahre zurückverfolgen. Von den beiden großen Bränden, die im Jahre 1768 die kleine Seite - heute Johannes und Bernardstrasse - und im Jahre 1784 die große Seite - heute Ratiborer - und Leobschützerstrasse - in Asche legten, bleibt nur das hölzerne Schulhaus verschont. Letzteres machte dem im Jahre 1797 von der Gemeinde durch Umbau eines bei der Gutsaufteilung übernommen herrschaftlichen Schafstalles erbauten Schulhauses Platz. Da aber die Ziegeln sehr schlecht waren, verfiel langsam das Gebäude. Die Regierung verlangte im Jahre 1829 einen Neubau, die jetzige Schule, die Küsterschule - zu dem der Fürstbischof von Olmütz 150 Taler als freiwilligen Beitrag zusteuerte. Als die Räume nicht mehr ausreichten, erwarb die Gemeinde im Jahre 1873 in der
[[Subhastation]] das alte Schlossgebäude, in dem auf der Westseite zwei Klassenzimmer und in den Giebeln zwei Lehrerwohnungen, auf der Ostseite die Gemeindekanzlei und die Gemeindeschreiberwohnung errichtet wurde. Dieses alte Schlossgebäude wurde im Jahre 1905 erweitert und umgebaut. Die vier Giebelstuben, das Dach und sämtliche Rohrdecken wurden abgetragen, die Fenster vergrößert und zwei Stockwerke aufgesetzt. Dem um den Erweiterungs-bau verdienten früheren Gemeindevorsteher Ludwig Gottsmann wurde vom Keiser Wilhelm II das allgemeine Ehrenverdienstzeichen verliehen.
Als erster Lehrer der Gemeinde wird ein gewisser Lehrer Lerch genannt, der bis zum Jahre 1728 tätig war. Ihm folgten sein Sohn Johann und Lehrer Barabasch. 1777 kam als Lehrer Franz Wittke, der vom Lehrer Johann Reymann abgelöst wurde.
Das Patronat über die Kirche wie über die Schule hatte Fürst Vinzenz von Schrattenbach, Bischof von Brünn. Als Letzterer das Lehen verkaufte, ging das Patronat auf den Erzbischof von Olmütz über.
Der Nachfolger von Lehrer Johann Reymann war der Lehrer Josef Werner. Da Letzterer als Gemeindeschreiber wegen der vielen Termine und Scherereien mit dem Correalverbande - d. i. Gesamtschulverband, der das aufgelöste Gut übernahm - keine Schule halten konnte, so wurde ihm von der Regierung zu Oppeln erlaubt, sich auf seine Kosten einen Hilfslehrer zu halten, was auch geschehen sei.
Dem Lehrer Josef Werner folgte in seinem Amt der verdienstvolle Hauptlehrer Eberhard Mludek, der in der Gemeinde vom Jahre 1856 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1890 segensreich tätig war. Ihm war das Glück und die Ehre beschieden am 4. März 1887 sein 50 - jähriges Dienstjubiläum zu feiern. Trotzdem er zu diesem seltenen Jubiläum nicht wie üblich amtlich ausgezeichnet bzw. dekoriert wurde, wurde er demnach von der ganzen Gemeinde geehrt und gefeiert.
Sein Nachfolger wurde im Jahre 1892 der Hauptlehrer August Waniek, der bis zum Jahre 1908 als Schulleiter und Chorrektor sehr segensreich wirkte. Er liegt in seiner Geburtsgemeinde Jakubowitz, Kreis Leobschütz, begraben.
Sein Nachfolger gleichzeitig auch der erste Rektor von Gr.- Peterwitz wurde Josef Klein, den die Sehnsucht nach der oberschlesischen Heimat wieder aus Oberschöneweide in Berlin wegzog. Arge Zerwürfnisse mit seinem Pfarrer, dem Dechanten Thomas Kamradek, zwangen ihn, sein Amt in Gr.- Peterwitz niederzulegen und nach der Diaspora zurückzukehren.
Auf Grund dieses Vorkommnisses wurde im Jahre 1912 die organische Verbindung des Organistenamtes mit der Schulleiterstelle getrennt und einem anderen Lehrer übertragen. Der letzte Organist war Lehrer Merkel, der im Oktober 1937 durch einen nichtbeamteten Organisten abgelöst wurde. Am 1. April 1913 wurde der jetzt noch tätige Rektor Oskar König - vorher Mittelschullehrer in Hohensalza, frühere Provinz Posen - nach Gr.- Peterwitz berufen.
Die Zahl der Schulkinder beträgt zur Zeit 520, die in zehn Klassenzimmern von zehn Lehrkräften unterrichtet werden.


Quellenangabe: Ausführungen in der "Volksstimme" Ratibor O/S. in den Monaten September bis Dezember 1937.