Religion der Dorfbewohner
Umbau der Kirche und Erneuerung des Kirchturmes


Die Dorfbewohner bekennen sich durchgängig zur römisch- katholischen Kirche. Am Orte besteht ein eigenes Prarrsystem mit einer Pfarrei, einer Pfarrkirche zum "St. Vitus" und einem Schrotholzkirchlein "Zum Hl. Kreuz".

In der Bauart nach scheint die Pfarrkirche verscheiede-Jahrhunderten anzugehören. Das Kirchenschiff ist der älteste Teil der Kirche, während der in den Jahren 1937-38 erneuerte Turm erst 1822 erbaut worden ist. Noch mehr als früher wird jetzt das Dorfbild meines Heimatortes Groß-Peterwitz durch die
großzügige, erweiterte und erneuerte Kirche beherrscht. Über die Errichtung der ersten Kirche in Groß- Peterwitz fehlen die Urkunden. Ihre erste Erwähnung findet sie im Jahre 1562. Dr. Raschke vom Landesamt für Vorgeschichte in Ratibor glaubte, in der nach Süden den Kirchplatz stützenden Mauer schiess- schartenähnliche öffnungen zu erkennen, die an Befestigungen erinnern, wie man sie bei Wehrkirchen antrifft- doch war die Kirche selbst nicht als Wehrkirche gebaut, da das Hauptschiff, wie es die Schulchronik berichtet, noch im 18. Jahrhundert bestand. Die Glocken hingen von 1678 bis 1822 in einer niedrigen Turmhall, die neben der Kirche auf der Seite des Kirchhofes stand, bis in dem selben Jahre aus Steinen des abgebrochenen Schlosses der jetzige barocke Turm gebaut wurde, dessen feingeschwungene Kuppel bei dem letzten Umbau 1936 um 1.40 Meter erhöht, jedoch in der alten Form erneuert wurde. Der Patron der Kirche "St. Vitus", der mit seinen Pflegeeltern Modestus und Creszentia in einer ausdrucksvollen Gruppe des Bildhauers Simon Neisse auf dem prachtvollen Hochaltar Aufstellung gefunden hat, deutet auf Beziehungen zu dem St.Vitus- Dom in Prag hin, in dem ein Arm des Märtyrers aufbewahrt wird und der vom Herzog Wenzel dem Heiligen, dem Landespatron Böhmens, begrüdet wurde.
Aus der Geschicht der Kirche sind manche interessante Einzelheiten bekannt. Durch die kulturellen Beziehungen zu Böhmen drangen auch dort auftretende Sekten nach hier ein, so die von den Hussiten ausgehenden T a b o w i t e n, die für das dritte Reich des Hl. Geistes schwärmten und die von den Gutsbesitzern im16. Jahrhundert gefördert wurden. Im Jahre 1587 wurde der
Pfarrer Simon von zwei Einwohnern tötlich misshandelt, ja die Gemeinde versperrte ihm die Kirche und weigerte sich ihm die Kirchenschlüssel auszuhändigen. Dieser Kampf um die Kirche scheint  sich viele Jahre hingezogen zu haben. Im Jahre 1588 hatte der Pfarrer wieder eine tötliche
Auseinandersetzung mit zwei Bauern des streitbaren Gutbesitzers Johann Reiswitz von Kandrzin, der das bischöfliche Lehngut besass, wobei die beiden Bauern verwundet wurden. Als der Pfarrer gestorben war, hatten die Reiswitz auch mit seinen Nachfolgern dauernd Streit. Ja, Georg Reiswitz suchte dem Pfarrer vorzuschreiben, was für ein Gottesdienst er nach dem neuen Glauben zu halten habe, bis der Kardinal vom Dietrichstein im Jahre 1606 eingriff.
Georg Reiswitz entschloss sich daher ein Bethaus zu bauen und einen Prediger anzustellen,während er und die ganze Gemeinde bis zum Jahre 1616 dem Pfarrer, der in einem völlig baufälligenHause wohnte, den ihm zustehenden Zehnten vorenthielten.Es müssen dann im Dreissigjährigen Kriege nach dem Einfall der Mansfelder und Schwedenrecht traurige Zustände in Groß- Peterwitz geherrscht haben. Das Dorf verödete, die Felder lagen brach
und Not und Elend rafften die Bevölkerung dahin. Erst im18. Jahrhundert musste die dem Verfall nahe Kirche erneuert worden sein. Aus diese Zeit stammt noch eine von einem gewissen Kaffka im Jahre 1680 geschenkte, und 1881 renovierte Monstranz und ein noch heute in der hängendes, wahrscheinlich aus der Kornitzer Schlosskapelle stammendes Bild "Maria vom guten Rat". Neben diesem Bilde weist die Kirche noch ein anderes interessantes Altarbild "St. Nikolaus" aus alt ehrwürdiger Zeit auf. Es stellt den Heiligen als Beschützer der Tiere dar, in mitten einer weidenden Pferdeherde.
Die in den Jahren 1935 und 1936 erneuerte Kirche, die kurz vor dem Weihnachtsfeste 1936 durch Bischof Dr. Schinzel von Olmünz eingeweiht wurde, steht mitten im Dorfe an der  stelle der früheren Kirche. Um ein altes Baudenkmal zu erhalten, musste sie auf Veranlassung des Provinzialkonservators auch nach der Erneuerung in der Form der alten Kirche erhalten bleiben. Aus diesem grunde wurde die alte Kirche zunächst wie mit einer grossen Säge quer durchgeschnitten, worauf die Östliche Hälfte mit dem Altarraum und den drei Altären niedergelegt, hier zunächst ein neues Querschiff eingeschoben und dann das Presbyterium wieder in der alten Form angebaut wurde. Die Fundamente mussten tiefer gelegt und die Kirche ins Freie hinausgebaut werden, wodurch der frühere geschlossene Eindruck des mit den alten Bäumen bestandenen Kirchplatzes verloren gegangen ist.
Als später auch der stehengebliebene Teil der Kirche mit dem 8 Meter hohem Dach  einzustürzen drohte, musste auch dieser erneut werden.
Die Kirche macht daher innen und außen einenvöllig neuen Eindruck. Man kann mit  Genugtuung feststellen,dass diearchitektonische Aufgabe wie die innere Ausstattung der Kirche ausserordentlich glücklich gelöst sind.
Die Kirche macht innen einen durchaus feierlich stimmenden, weihevollen Eindruck. Die Figuren auf dem Haupt- und den beiden Nebenaltären sind edle Erzeugnisse oberschlesischer Bild- hauerkunst. Der Hauptaltar ist aus oberschlesischem Marmor mit vergoldetem Tabernakel und Thron. Auch Kanzel und Kommunionbank sind gediegene Areiten, während die stimmungsvoll getönten, mit Glasmalereien versehenen Fenster aus einer Münchener Werkastatt und die prachtvolle neue Orgel von der Neisser Firma Berschdorf, stammen. Konsitorialrat Weidler hat mit diesem Werk seinem jahrzehntelangem Wirken die Krone aufgesetzt. Er war es auch, der im Jahre 1928 ein modernes Jugendheim mit großem Saal erbaute, in dem auch der Kindergarten und die Krankenpflegestation der "Mägde Mariens", die seit 1925
am Orte wirken, Unterkunft fanden. Neben der Pfarrkirche ist noch eine besondere Sehenswürdigkeit von Groß- Peterwitz: die alte Wallfahrts- oder "Kreuzkirche" gennant, ein trautes altes Schrotholzkirchlein, auf dem Wege nach Ratsch, von uralten Bäumen umgeben. Sie wurde im Jahre 1667 durch mide Gaben errichtet und steht in der Nähe eines Brunnens, dessen Wasser heilkräftig gilt. An ihre Gründung knüpft sich manche Legende. Auch das Gnadenbild des Gekreuzigten gilt als wundertätig. Ein gebürtiger Groß- Peterwitzer, Pater Anselmus Katterba, der Provinzial in Krakau war, erwirkte in Rom Ablässe für die Wallhahrtskirche und so sieht man alljährlich zu den Festen
Kreuzaufindung und Kreuzerhöhung bis zu 10 000 Wallfahrer zum feierlichen Gottesdienste vor dem Aussenaltar versammelt. Nicht unerwähnt soll das alljährliche am zweiten Osterfeiertage stattfindende Osterreiten bleiben. Gegen 1 Uhr mittags versammeln sich die Reiter, meistens Bauernsöhne und Jungbauern vor der Pfarrkirche. Zu ihnengesellt sich einer der beiden Kirchenvorbeter. Unter Glocken läuten und Gesang der Teilnehmer, an der Spize des Reiterzuges ein Kreuzträger, bewegt sich die Reiterprozession durch einen Teil des Dorfes zu der im Felde gelegenen Kreuzkirche, wo eine kurze Andacht abgehalten wird. Hierauf wird der Osterritt an der Katscher und Stolzmüntzer Feldgrenze fortgesetzt, der etwa 1,5 bis 2 Stunden andauert. Gegen 4 Uhr ist die Reiterprozession beendet und schliesst mit einer Segensandacht in der Pfarrkirche. Nur noch in zwei weiteren Orten des Landkreises Ratibor ist dieser schöne Brauch erhalten, so in den Landgemeinden Berendorf /früher Benkowitz/ und Trachkirch /früher Tworkau/.

Die Kirchenbücher, die für die Familiengeschichte von großer Wichtigkeit sind,
frühren bis in das Jahr 1717 zurück und sind sehr sauber geschrieben. Die ältesten Kirchenbücher sind bei dem Brande der Pfarrei im Jahre 1716 ein Raub der Flammen gewesen.