Die beiden Feuer
Eine wohlhabende Bäuerin aus Gross-Peterwitz bei Ratibor erzählte das folgende Märchen vom Feuer. Da sie, wie in der Ratiborer Gegend üblich, den mährischen Dialekt sprach, so übersetzte ihr Sohn, ein Schüler der Bergschule in Tarnowitz, die Erzählung wortgetreu:
Es waren einmal zwei Feuer. Das eine brannte heil und lustig und schlug bis zum Himmel auf, das andere kroch auf dem Bauche wie eine Schlange und trug schwarzen Rauch auf seinem Rücken. Sprach das lustige Feuer zu dem trüben: »Sag‘, Nachbarin, warum brennst du so schlecht und kriegst auf dem Bauche wie eine Schlange? Sieh nur, wie hoch meine Flammen sind!« »Wie soll ich richtig brennen?« sagte das andere Feuer böse. »Seh doch, wie schlecht mein Herr mich füttert! Eierschalen, Kehricht, Glas und Scherben gibt er mir zu fressen. Da kann eins nicht lustig sein.«
Da sagte das helle Feuer wieder. »Aber dein Herr macht doch das Zeichen des heiligen Kreuzes über dich, wenn er dich auslöscht? « «I wo, wie wird er denn! Gar nichts tut er!« sagte das trübe Feuer und ließ dicken Rauch aufsteigen. »O, kein Kreuzzeichen macht er über dich? Dann weiß ich Rat!« schrie das helle Feuer und bückte sich auf die Erde. Ganz leise sprach es zu dem anderen Feuer: »So brich doch aus!«
Das andere Feuer sagte nichts. Aber in der Nacht hatte sein Herr wieder nichts das Kreuzzeichen über dem verlöschenden Feuer gemacht. Da brach es aus und fraß die ganze Wirtschaft des geizigen Mannes auf.
Richard Kühnau, Oberschlesische Sagen geschichtlicher Art, Breslau 1926, S. 508
Als einziger Schüler der Bergschule in Tarnowitz aus Groß-Peterwitz ist Johann Newerla bekannt. Geboren wurde er am 15.04.1857 als Sohn des Cajetanus Newerla und der Caroline, geb. Oppler, aus der Newerla–Musioł–Linie. Sie besaßen eine Wirtschaft auf der Großen Seite (jetzt ul. 1 Maja 43). Diese Wirtschaft gehörte früher der Familie Klösel und ist gegenwärtig in den Händen der Familie Janik. Johann Newerla–Musioł absolvierte 1880 die Tarnowitzer Bergschule, die zur Ausbildung der höheren technischen Aufsicht im Bergbau berufen war, und emigrierte nachher in die Vereinigten Staaten, wo er vor 1889 als Offizier diente. Johann heiratete 1886 die Elizabeth Kissling. Sein Enkelsohn war der Kunstmaler Joseph Richard Neverla (1922–2014). Der Staat Süd–Carolina/USA errichtete in seinem Wohnhaus in Belvedere eine Gedenkstube [Anmerkung: P. Newerla].